KlimPro-Industrie II

Die deutsche Industrie hat einen Anteil von rund 24% an den hiesigen Treibhausgasemissionen. Hiervon ist rund ein Viertel direkt auf die industriellen Produktionsprozesse zurückzuführen. Deshalb fördert das Bundesforschungsministerium jetzt die Entwicklung innovativer Technologien und Prozesse, um diese klimarelevanten Prozessemissionen deutlich zu verringern.

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Vier Branchen stehen im Fokus von KlimPro-Industrie II

Im Fokus der neuen BMBF-Förderbekanntmachung stehen die folgenden Branchen. Hier können innovative Prozesse und Verfahrenskombinationen einen besonders großen Beitrag zur Treibhausgasneutralität der deutschen Industrie leisten.

Eisen- und Stahlerzeugung

Die integrierte Hochofenroute als das dominierende Verfahren zur Produktion von Primärstahl wird durch klimafreundlichere Herstellungspfade abgelöst. Hierbei ist die Wirtschaftlichkeit von gasbasierten Reduktionsverfahren eine große Herausforderung. Bei Elektrolyse-Verfahren besteht zur Erlangung der notwendigen Technologiereife noch erheblicher Forschungsbedarf. Geeignete Beheizungs-/Eindüsungssysteme zum Einsatz klimaneutraler Reduktionsmittel müssen entwickelt werden.

Bei alternativen Energieträgern (beispielsweise feste Biomasse) im Lichtbogenofen ist der Einfluss auf Anlagenbetrieb, Stahlqualität und Produktionsablauf nicht hinreichend bekannt.

CDA-Maßnahmen könnten auch beispielsweise durch modellgestützte Optimierungen von Prozessabläufen, neue Materialkombinationen oder die gezielte Oberflächenbeeinflussung in thermischen Produktionsschritten umgesetzt

Mineralverarbeitende Industrie

Bei der Zement-, Keramik- und Glasherstellung werden mineralische Rohstoffe und Additive eingesetzt, die im Zuge des energieintensiven Produktionsverfahrens einer chemischen Umwandlung unterliegen und dabei hohe Mengen an CO2 generieren. Der weitaus größte Anteil der Treibhausgase entsteht in der Zementindustrie beim Klinkerbrennprozess. Auch im Glasschmelzverfahren sowie beim Brennen beziehungsweise Sintern tonhaltiger Mineralien emittieren relevante Mengen an flüchtigen Bestandteilen und Treibhausgasen.

Ein Beitrag zur Treibhausgasreduktion kann durch eine Bereitstellung der erforderlichen Prozesswärme mittels alternativer Energieträger geleistet werden. Daneben ist die Nutzung elektrischer Energie aus erneuerbaren Energiequellen für eine klimaneutrale Prozessführung entscheidend.

Ein weiterer klimarelevanter Aspekt ist die Dekarbonisierung der Ausgangs- und Hilfsstoffe durch Erforschung von Alternativen. Die gewünschten Verbindungen weisen idealerweise keine Karbonat-Struktur auf und setzen damit kein CO2 als Zersetzungsprodukt im Brenn- beziehungsweise Schmelzprozess frei.

Chemische Industrie

In der chemischen Industrie steht die Defossilisierung im Fokus, um die von Kohlenstoff abhängige Industrie unabhängig von fossilen Rohstoffen zu gestalten. Neben der Elektrifizierung von Prozessen sowie dem Wechsel auf neue Energieträger wie beispielsweise Wasserstoff ist es für die chemische Industrie existenziell, neue Kohlenstoffquellen zu erschließen.

Der Kohlenstoff kann zu unterschiedlichen Teilen in der Zukunft durch mechanisches und chemisches Recycling, biogene Quellen oder CO2 ersetzt werden. Durch die genannten Substitutionen kann eine Defossilierung erreicht und einhergehend der Weg zur Klimaneutralität geebnet werden. Besonders wichtig ist dabei, Syntheseprozesse der Chemie umzustellen, die für einen erheblichen Anteil der Treibhausgasemissionen und des Energiebedarfs verantwortlich sind.

Nichteisen-Metallindustrie

Im Bereich der Nichteisen-Metallindustrie entstehen große Mengen an Treibhausgasen bei der Produktion von Primäraluminium. Hier fallen klimarelevante Prozessemissionen aufgrund spezifischer Gegebenheiten der eingesetzten Technologie an.

Die Sekundärproduktion von Aluminium und anderen Nichteisen-Metallen wie beispielsweise Kupfer sowie das Gießen von Schmelzprodukten ist derzeit mit dem Einsatz von überwiegend fossilen Brennstoffen verbunden. Hier sind Ansätze zur Defossilisierung insbesondere bei der Reduktion des Brennstoffeinsatzes sowie der Umstellung auf nichtfossile Brennstoffe zu sehen.

Bei der Herstellung und Gießerei sind die vollständige Elektrifizierung der Prozesse oder hybride Ansätze weitere Optionen, um die Treibhausgasemissionen zu vermindern.

Achtung: Projekte, in denen Verfahren zu CCU (Carbon Capture and Utilization) angewendet werden, können nur dann gefördert werden, wenn der überwiegende Teil der Treibhausgase durch CDA-Verfahren (Carbon Direct Avoidance) vermieden wird und CCU nur eine untergeordnete Rolle spielen. Vorhaben zu CCS-Verfahren (Carbon Capture and Storage) sind nicht förderfähig.

Wer kann die Förderung beantragen?

Antragsberechtigt sind unter anderem Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Es werden ausschließlich Verbundprojekte mit mehreren Partnern gefördert. Eine maßgebliche Beteiligung von Unternehmen an den Projekten ist notwendig.

Wie hoch ist die Förderung?

Für Unternehmen ist ein Fördersatz von um die 50% auf die zuwendungsfähigen Kosten realistisch. Für Projektpartner aus der Wissenschaft kann ein höherer Fördersatz gelten.

Wie läuft die Antragstellung bei KlimPro-Industrie II ab?

Das Antragsverfahren ist zweistufig und startet mit einer Projektskizze, die zum 31.07.24 oder zum 30.06.25 eingereicht werden muss. Wird die Skizze positiv evaluiert, ist anschließend ein förmlicher Förderantrag einzureichen. Geförderte Projekte sollen max. vier Jahre laufen.

Sie interessieren sich für den KlimPro-Aufruf? Dann sprechen Sie uns jetzt an! Wir unterstützen Sie gerne bei der Antragstellung.